Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
INSTITUT FÜR ARCHÄOLOGISCHE WISSENSCHAFTEN
Abteilung Frühgeschichtliche
Archäologie
und Archäologie des Mittelalters
Belfortstraße 22
79085 Freiburg
H. Grönwald
Die Abteilung Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie
des Mittelalters am Institut für Archäologische Wissenschaften
führt mit dem Istituto per la Ricostruzione
del Castello di Chucco-Zucco archäologische Untersuchungen auf
der mittelalterlichen Burg Cucagna im Friaul/Nordost-Italiens
durch.
Die letzte der jährlichen Kampagnen fand zwischen 19.07. und
16.08.2008 statt. Weitere Untersuchungen sind für den Zeitraum vom 27.07. bis
21.08.2009 geplant, verbunden mit einem Kolloquium zum Forschungsstand des
mittelalterlichen Befestigungswesens im Friaul.
Das Projekt vereint über die Ausgrabung einer
mittelalterlichen Burg hinausgehender Teilaspekte. Die überregional kaum
vergleichbare, umfassende Untersuchung eröffnet zum einen enormes
Forschungspotential und erfordert andererseits Maßnahmen zur Sicherung und
Restaurierung der Funde und Befunde.
Die langjährige Restaurierung der wesentlichen Bestandteile
der Burg durch das
Istituto per la Ricostruzione del Castello di Chucco-Zucco
hat nicht nur deren Verfall beendet. Sie schuf die räumliche
Grundlage für ein kulturelles Zentrum, an dem ein Seminar für mittelalterliche Architektur
angesiedelt ist und von dem aus die archäologischen und historisch-strukturellen
Untersuchungen der mittelalterlichen Entwicklungen im Friaul fortgesetzt werden
können.
Das Friaul war nicht
nur im Mittelalter ein Knotenpunkt kulturellen und wirtschaftlichen Austauschs
im Zentrum Europas. Das Siedlungsbild prägten unterschiedliche Einflüsse und
Traditionen, wobei die Mark Friaul/Verona im Heiligen Römischen Reich eng
mit den nordalpinen Entwicklungen verflochten ist und weniger Bezüge zu den
Formationsprozessen des von der historischen Forschung fokussierten mittelitalischen
Raums erkennen lässt.
Die dynamische Entwicklung des Friaul, trotz kriegerischer
Auseinandersetzungen in Mittelalter und Früher Neuzeit, macht es für
Untersuchungen zum mittelalterlichen Landesausbaus und der Beziehungen von
Stadt und Land interessant. Die einst brisante geopolitische Lage der Region
führte allerdings dazu, dass bislang kaum tief greifende Untersuchungen
angestrengt wurden (Forschungsgeschichte).
Langobardische und slawische Landnahme, deutscher
Landesausbau, venezianische und habsburgische Herrschaft haben ihre Spuren
hinterlassen und zur Ausprägung einer multiethnisch gestalteten
Siedlungslandschaft geführt. Die Einbettung ihrer historischen Entwicklung ins
europäische Umfeld stellt den Hintergrund der Forschungsvorhaben dar. Was dazu
die Ausgrabungen auf einer Burg beitragen können, zeigt sich am
Untersuchungsobjekt selbst:
Beschreibung der
Anlage nach den bisherigen Grabungsergebnissen
Fundmaterial und
Restaurierung
Nachdem die Ausgrabung des Kernbestandes
von Cucagna abgeschlossen sind, liegen die zukünftigen Schwerpunkte des Projektes
bei der ungestörten Vorburg und im weiteren Umfeld der mittelalterlichen Burg.
Erste Sondagen erbrachten überraschende Funde
und Erhaltungsbedingungen.
Der Schwerpunkt verlagert sich auf neue Fragestellungen und
Untersuchungsziele. Sie sind weitestgehend von wehrtechnischen Anlagen und
Betrachtungen gelöst und zielen auf die unmittelbaren materiell-ökonomischen
Grundlagen zur Versorgung eines hochmittelalterlichen Herrschaftszentrum und
die daran gebundene strukturelle Gliederung ab. Darüber hinaus ist die
regionale wie überregionale Einbindung und Bedeutung der Burg in verschiedene
Wirtschaftsräume zu untersuchen, da sie sich bereits als nicht unbedeutender
Mittelpunkt heraus kristallisiert.
Es gelang, erste Bereiche handwerklicher Tätigkeit zu
lokalisieren - weitere Aufschlüsse sind zu erwarten.
Systematische Untersuchungen vergleichbar erhaltener
Vorburgbereiche waren bislang nicht möglich, weshalb sich auf Cucagna für die
Mittelalterarchäologie die Chance bietet, den Informationsgehalt der
einzigartigen Anlage auszuschöpfen und gleichzeitig zur umfassenden Bewahrung der
historischen Substanz beizutragen. Das Ausgrabungsprojekt kann dabei auf
umfangreiche Vorarbeiten inhaltlicher, technischer und infrastruktureller Art
zurückgreifen.
Die Grabungen auf Cucagna werden in enger Zusammenarbeit mit
der Soprintendenza ai Beni Archeologici del Friuli Venezia Giulia
durchgeführt.
Teilnehmer sind universitätsübergreifend und
interdisziplinär Studierende und Mitarbeiter der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg, vom Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu
Berlin sowie dem Studiengang Konservierung und Restaurierung der Fachhochschule
für Technik und Wirtschaft Berlin.
Grabungsleitung: Holger
Grönwald M.A.
fachliche Betreuung: Prof.
Dr. Sebastian Brather
lokale Betreuung (SEIAM): Dott.
Arch. Roberto Raccanello
Arch. Katharina von Stietencron
beratende Teilnahme: Prof.
Dr. Eike Gringmuth-Dallmer
Vertretung der Soprintendenza: Isabel Ahumada-Silva
Restaurierung: Dipl. Rest. Tobias
Friedrich
finanzielle Unterstützung: Wissenschaftliche
Gesellschaft Freiburg
IAW, Abteilung Frühgeschichtliche
Archäologie
und Archäologie des
Mittelalters
Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg
Belfortstraße 22
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