Historisches Umfeld

 

Cucagna und die mit ihr eine fortifikatorische Einheit bildende Kammburg Zucco oberhalb der Gemeinde Faedis/Udine war das Zentrum einer adeligen Grundherrschaft im mittelalterlichen Friaul.

Die Gründung der Befestigung mit wechselvoller Geschichte durch ein schwäbisches, sich aus dem Hochadel ableitendes Geschlecht ist in mehreren Urkundenabschriften überliefert. Zwar stelle sie Bezug zu Patriarch Poppo her, weisen aber Überlieferungsfehler und Ungereimtheiten auf. Trotzdem kann das Gründungsdatum auf 1027 eingegrenzt werden, ein Zeitraum, der sich inzwischen archäologisch untermauern ließ.

Sowohl unter Konrad II. und Heinrich III. im 11., als auch Friedrich II. im 13. Jh. bewährten sich die Burginhaber bei der Sicherung der Mark Friaul/Verona. In den 1420er Jahren verlor die Burg nach dem Krieg zwischen den Savorgnan und Venedig ihre Bedeutung und wurde nach einer letzten Zerstörung 1522 endgültig aufgegeben. Bis dahin nahm sie unter den zahlreichen mittelalterlichen Befestigungen im Friaul und speziell einem System ähnlicher Burgen vor den Ausläufer der Julischen Alpen am östlichen Rand der friulanischen Ebene eine dominante Stellung ein.

Mit letzteren kontrollierte sie die mittelalterliche Route von Venzone über Tarcento und Nimis nach Cividale und lag an einer der Kreuzungen mit Wegen über die Julischen Alpen nach Osten. Hier verbanden sich Regionen und Kulturen im wirtschaftlichen Austausch, wobei die befestigten Herrschaftssitze eine Schlüsselrolle einnahmen.

 

      

 

Das Friaul mit seinen Burgen 1564 und der Turm von Cucagna.

 

 

Trotz der deutschen Gründer Cucagnas trägt die Burg seit dem 12. Jh. einen der die Region dominierenden romanischen Eigennamen. Parallel gab es deutsche und slawische Ortsnamen sowie Mischformen (romanisch-deutsch mit slawischen Ortsnamensuffix), die einen Eindruck der Komplexität des hochmittelalterlichen Landesausbau vermitteln. Allerdings liefern deren Verteilungsmuster nur Indizien ohne auf spezifische Bevölkerungsanteile hinzuweisen, denn die Entstehungsmöglichkeiten sind vielfältig und unterlagen bis in die Neuzeit gravierende Veränderungen.

„Cucagna/Cuccagna“ bedeutet Schlaraffenland, ein für eine Burg mehr als ungewöhnlicher Name. Ob er lokaler Traditionen entstammt, oder der Literatur entlehnt wurde, wissen wir nicht. Sicher ist nur, dass er wohl im ursprünglich utopischen Sinn aufgefasst wurde, bevor man den Begriff im 15. Jh. parodierte.

 

Die wirtschaftliche Vormachtstellung der mittelalterlichen Herrschaftssitze verlagerte sich im 13. Jh. sukzessive auf die sich ab dem 11. Jh. herausbildenden städtischen Zentren. Im Friaul, das in den unterschiedlichen Herrschaften nominell mehrere Städte besaß, vor allem auf Udine. Den Burginhabern ging mit den veränderten Handelsrouten und rechtlichen Gegebenheiten ein Teil der Existenzgrundlagen verloren.

Die Dynamik der Entwicklung zeigt sich, wenn man die noch im 10. Jh. eher symbiotischen Verbindungen ländlicher Siedlungen, der Wirtschaftsbetriebe und Befestigungen und die Lösung der ländlichen Herrschaften aus diesen in einen Vergleich einbezieht. Bauten wie Cucagna markieren eine „Hochphase“ dieser Herrschaften und bestehen darüber hinaus. Die in den Grabungsergebnissen nachvollziehbaren Veränderungen der Lebensbedingungen illustrieren, wie sich die anfangs kontinuierliche Entwicklung mit dem Wandel der Kräfte- und Machtverhältnisse umkehrt, letztlich die Burgen gegenüber den städtischen Zentren sogar bedeutungslos werden.

 

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