Fundmaterial und Restaurierung

 

Die Erfassung des Fundmaterials aus den Grabungen kann seit der letzten Kampagne von Restaurierungsmaßnahmen begleitet werden. Sie sind zum einen bei Metallfunden umgehend notwendig, deren Bestand durch die Freilegung gefährdet wird, zum anderen bewahren sie museal anspruchsvolle „Highlights“.

Angesichts der allein 2008 erschlossenen 240 Fundkomplexe mit insgesamt 1576 Einzelfunden (im Vorjahr weit mehr) wirkt die Zahl auffälliger Metallfunde inkl. Münzen und Waffen neben der Menge an Keramik und Knochen gering. Gerade die Keramik ermöglicht relativchronologisch präzisierte Aussagen. Für das mittelalterliche Friaul liegt vergleichbares bislang nicht vor, da ähnlich geschlossene Untersuchungen kaum angestrengt wurden. Das Spektrum der Funde ermöglicht außerdem qualitative Bewertungen unterschiedlicher Lebensbereiche bis hin zu Anknüpfungen an höfische Lebensweise mit seltenen Importen.

Kulturhistorisch interessant sind daneben landwirtschaftliche Geräte und Werkzeuge wie Backschieber aus der Küche im Graben, die Brustplatte eines Pferdegeschirrs mit Riemenverteiler, einzelne Schmuckbestandteile und ein Bleiamulett mit Mariendarstellung, Schlüssel, sowie Bestandteile ritterlicher Schutzbewaffnung, die vorrangig in den letzten Kampagnen geborgen werden konnten.

Exemplarisch sollen hier zwei eiserne „Handschuhe“, so genannte Hentzen aus einer Platte, die über einem Handschuh getragen wurden, vorgestellt werden. Bei den gegebenen Erhaltungsbedingungen sind sie ohnehin Aufsehen erregend. Es gibt nur wenige in Sammlungsbeständen überlieferte Exemplare, in archäologischem Zusammenhang treten sie kaum auf. Nur von der Henrichenburg und Haus Herbede (Westfalen) kennt man nördlich der Alpen Ähnliches. Bei letzteren ähneln die Umstände dem ersten Hentzenfund auf Cucagna von 2006. Beide gerieten bei einer Brandzerstörung in den Boden, im 15. oder auf Cucagna zum Beginn des 16. Jh..

 

           

 

Die eisernen Handschutz aus Palazzo III A vor und nach der Restaurierung

 

Nach der Blockbergung und einer ersten Sicherung durch L.A.A.R. S.r.l. Conservazione & Restauro Beni Culturali/Udine konnte der erste Fund 2008 umfassend restauriert werden. Es stammt vermutlich aus norditalienischer Produktion und zeigt selten erhaltene Details: Der geriefte Rücken läuft in einen tatzenartigen Knöchelschutz aus, die Stulpe war ursprünglich unter dem Handgelenk offen und wird von einer eventuell zu öffnenden, vernieteten Platte überlappt. Unterhalb des Knöchelschutzes befindet sich ein Metallstreifen, der bogenförmig die Finger des Trägers umfasste und mit dem ledernen Unterhandschuh vernietet war.

 

Ähnlich ist die 2008 in Palazzo IV der Vorburg entdeckte Hentze, die zudem eine Plattnermarke und/oder ein Beschauzeichen besitzt. Die Stulpe ist höher aufgestellt und zum Handgelenk offen, zahlreichen Messingnieten mit Kugelköpfen und Kugelgruppen auf dem Rücken weisen sie als Meisterstück des Plattnerhandwerks aus.

Typologisch entstammen beide Hentzen der ersten Hälfte des 14. Jh., allerdings ist ihre Verwendung bis in die frühe Neuzeit überliefert.

 

 

Der eiserne Handschutz aus Palazzo IV B vor und nach der Restaurierung

 

 

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