Institut für Ur- und Frühgeschichte Universität Freiburg
»Gold und Silber lieb' ich sehr...« Die Geschichte des Bergbaus rund um den Kandel (Elz-, Glotter-, Simonswälder- und Brettenbachtal) |
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Von Andreas Haasis-Berner M.A. |
7. BERGBAUSIEDLUNGEN UND -STÄDTE (SUGGENTAL, WALDKIRCH, GLOTTERTAL) Im Suggental wie im Glottertal kennen wir die Lage der Bergbausiedlungen. Für sich konnten Bergbausiedlungen nicht existieren. Sie waren völlig monofunktional auf den Bergbau ausgerichtet. Alle Güter, von der Nahrung über die Kleidung zu Gebrauchsgegenständen wie Seile, Eisen etc. mußten von Oberzentren eingeführt werden. Eine solche multifunktionale Siedlung ist im 13. Jahrhundert in Waldkirch zu sehen. Die das Kloster versorgende Siedlung stellte der Ort Wiler dar. Auch unmittelbar neben dem Kloster wird es Handwerker gegeben haben. Allerdings dürften diese kleinen Ortschaften nur wenige Häuser umfaßt haben, und kaum zur Versorgung einer größeren Gruppe fähig gewesen sein. Wie oben schon skizziert, begann der Bergbau im Suggental zu Beginn des 13.Jahrhunderts. In dieser Zeit wird auch die Stadt Waldkirch von den Herren von Schwarzenburg-Schnabelburg gegründet worden sein. Sie sollte der Sicherung der eigenen Herrschaft dienen, für zusätzliches Einkommen sorgen und auch die Bergleute mit den notwendigen Gütern versorgen. Aus dieser Sicht heraus ist Waldkirch keine "Bergbaustadt", da sie nicht durch Bergleute gegründet wurde und weder auf dem Stadtgebiet, noch in der unmittelbaren Umgebung der Bergbau umging. Dennoch hatte der Bergbau wesentlichen Einfluß auf die Entstehung und die Entwicklung der Stadt. Im Glottertal ging die Bergbausiedlung unterhalb des Eichberges und auf dem Glotterrain im 13. Jahrhundert zugrunde. Man wird nicht umhin können, die Ereignisse des Jahres 1297 mit dem Ende der Siedlung zu verbinden. Um 1300 wird in den Schriftquellen ein "Ulrich der Mezziger" erwähnt, der Besitzer zahlreicher Immobilien und Grundstücke im Glottertal, in Denzlingen, Sexau und Waldkirch war. Weshalb gab es im Glottertal einen Metzger? Dies scheint mir eher ein Hinweis auf eine städtische Infrastruktur zu sein. Außerdem hatte er ein großes Vermögen, was auf einen großen Kundenkreis schließen läßt. Auch dies ein interessanter Hinweis auf die Bevölkerung des Tales. Wenn wir die Stadtwerdung in anderen Bergbau-Tälern (Münstertal, Sulzburg) vergleichen, scheint mir die Topographie durchaus für die Entwicklung einer Bergbausiedlung zu einer Stadt zu sprechen. Im Vergleich zum Münstertal und zu Sulzburg war die Lage günstiger, da eine Durchgangstraße Richtung St.Peter und weiter über den Schwarzwald vorhanden war. Im Münstertal übernahm die jüngere Stadt Staufen am Talausgang die zentralörtlichen Funktionen, im Sulzbachtal die am Talsausgang gegründete Stadt Sulzburg. Es ist denkbar, daß die Bergbausiedlung im Glottertal städtische Elemente aufwies, ohne den rechtlichen Status einer Stadt zu erlangen. Ein Gewann in der Nähe des Glotterrainhofes trug noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Bezeichnung "Stadt". Nicht weit davon entfernt gibt es den Flurnamen "Kirchmatte" als Hinweis auf eine abgegangene Kirche, bei der sich auch ein Friedhof befunden haben soll.[36] Während es sich bei den Bergleuten im Mittelalter weitgehend um gesuchte Spezialisten handelte, wurde der Bergbau im 18. Jahrhundert von der ansässigen Bevölkerung betrieben. 1752 erging vom Bergrichter im Breisgau die Aufforderung, "die Bauern und Untertanen der Gemeinden Heuweiler, Glottertal und Suggental dazu zu überreden, den angefangenen Bergbau zu übernehmen, und bei günstigen Ergebnissen sich damit belehnen zu lassen."[37] Die Bergbausiedlung im Suggental befand sich im Bereich des heutigen Bürliadamshofes ("Schloßmatte"). Es ist bemerkenswert, daß in diesen Siedlungen ein recht hoher Lebensstandard vorhanden war, wie durch den Nachweis von Kachelöfen und glasierter Keramik hervorgeht. Den besonderen rechtlichen Status kann man auch aus dem Vorhandensein eigener Kirchen mit Friedhof ersehen. 8. INTENSIVE WALDNUTZUNG UND UMWELTVERSCHMUTZUNG Nicht nur romantische Aspekte sollen mit dem Bergbau verbunden sein. Man darf nicht verhehlen, daß durch die intensive Waldnutzung zur Gewinnung von Grubenholz und Holzkohle zur Verhüttung stark in die Ökologie eingegriffen wurde. Dergleichen führte das Lagern von stark mineralhaltigem Abraum zur Belastung des Oberflächen- und Grundwassers mit Blei, Arsen und Antimon - bis heute. Aus dem Umland des Harzes wissen wir, daß die Wiesen, welche mit dem aus dem Harz abfließenden Wasser überschwemmt wurden, für das Vieh tödlich waren! Das Rösten des Erzes hatte zum Ziel, den im Erz enthaltene Schwefel in Form von Schwefeldioxid zu entfernen. Auf kleinem Raum konnte es zu saurem Regen kommen. Auch die übrigen Abfallprodukte der Verhüttung (Rauch, Asche etc.) führten zur Umweltbelastung. Allerdings gab es auch Ansätze zur Schonung der Resourcen. In dem Vertrag von 1289, in dem den Gewerken der Suggentäler und Glottertäler Gruben der Mooswald für 10 Jahre überlassen wird, ist ein rücksichtsloses Abholzen des Waldes ausdrücklich verboten.[38] Der Wald wurde in 10 Einheiten geteilt. Jeweils eine Einheit durfte pro Jahr abgeholzt werden. Nur wenn an einem Stock mehr als ein Trieb vorhanden war, durften die überzähligen abgeholzt werden. Die Freiburger wollten mit diesem Vorgehen erreichen, daß ihnen nach 10 Jahren im Stadtwald noch Holz zur Verfügung stand. Weitere Hinweise auf die Waldwirtschaft dieser Region stammen erst wieder aus der Zeit nach 1600 im Zusammenhang mit des Simonswälder und Kollnauer Schmelz- und Hammerwerkes. Für die Verhüttung der Eisenerze wurden große Waldflächen abgeholzt. Allerdings blieben diese Einschläge weitgehend auf bachnahe Regionen beschränkt, da das Holz geflößt wurde, und der lange Transport des Holzes bis zum Wasser teuer war. Daher wurden abgelegene Wälder weniger oder gar nicht eingeschlagen, während günstig gelegene Abschnitte häufiger gerodet wurden. Bis 1700 reichte zur Versorgung der Kollnauer Schmelze der Wald der Ettersbachtales und Altersbachtales aus. Danach beginnt die Nutzung der Wälder iim Tal der Wildgutach und am Rohrhardsberg. Ab 1740 werden die Wälder in Haslach-Simonswald, im Kilpenbachtal und im oberen Elztal eingeschlagen.[39] Auch wenn die Klagen über den schlechten Zustand des Waldes im 18. Jahrhundert stark zunahmen, ist nur zum Teil das Schmelzwerk dafür verantwortlich zu machen.[40] Da der Wald aus Eichen, Buchen, Ahorn und Linden bestand, hätte er sich durch Stockausschläge rasch wieder erholen können. Fatal wurde es erst, als die Bauern ihr Vieh in die Kahlschläge trieben. Dieses Vieh fraß die jungen Triebe, und verhinderte den Wuchs neuer Bäume. Die Verwaltung versuchte schon früh, dieses Verhalten zu verbieten. Allerdings führte es nur zu Aufständen um 1600 (Geißenmeckerer), und nicht zur Schonung der Wälder. Aus Abbildungen des frühen 19. Jahrhunderts wissen wir, daß der Schwarzenberg und der Kandel bis zum Gipfel nahezu entwaldet war. Das Bild des dicht bepflanzten, vor allem mit Nadelbäumen bewachsenen Schwarzwaldes entstand erst im Laufe des 19. Jahrhunderts. Die Belastung des Bodens mit Schwermetallen läßt sich teilweise sogar an dem verminderten Wachstum der Pflanzen erkennen. Auf dem Glotterrain gibt es einen Schmelzplatz, auf dem im Sommer 1995 ein vermindertes Wachstum bei Mais festgestellt werden konnte. Wie stark die Belastung ist, können nur chemische Untersuchungen festellen, wie sie z.B. im Suggental (Halden), in Bleibach (Halden) oder auch in Sexau (Halden, Schmelzplatz) durchgeführt wurden.[41] 9. DAS REVIER FREIAMT-SEXAU[42] Der Brettenbach zeigt den Verlauf der Schwarzwald-Randverwerfung an. Im Bereich derartiger Zonen bilden sich häufig Lagerstätten. Zwischen Sexau und Ottoschwanden handelt es sich um drei Haupt-Vererzungen. Dem Silberloch-Gangzug, dem Segen-Gottes-Gangzug und dem Carolinen-Gangzug im Eberbächle. Der Silberloch-Gangzug ist der nördlichste. Er erstreckt sich über 1800 m und weist Eisenerze (Steckwald) und Bleiglanz (Silberloch, Silberloch-Gegentrum) auf. Der Segen-Gottes-Gangzug nördlich der Ruine Keppenbach mißt 1000 m und enthält vor allem Brauneisen und weniger Bleiglanz. Der mit 2700 m längste ist der Carolinen-Gangzug. Während die nördlichen Bereiche der Lagerstätte wenig ergiebig waren, brachte der Abbau der bis zu 2 m breiten Gänge im Bereich der Grube Caroline großen Ertrag. Aufgrund der Lagerstättenstruktur erfolgte ein Abbau in über 30 m Tiefe, da die Vererzung mit zunehmender Tiefe zunimmt. Der neuzeitliche Bergbau ist über Schriftquellen und dank der Aufwältigung der Grube Caroline durch die Gruppe "Buddel und Bruch" recht gut nachzuvollziehen. Schwieriger ist die davorliegende Zeit. Die Erze des Steckwaldes wurden vielleicht schon von den Römern abgebaut und beim Mauracher Hof verhüttet. Für die Anwesenheit der Römer im Brettental spricht römische Keramik, die bei Grabungen unterhalb der Hochburg gefunden wurde. Die mittelalterlichen Quellen schweigen. Die Keppenburg kann nicht als Bergbau-Burg angesehen werden. In der Grube Caroline gibt es Stollen, die das gleiche Profil wie die sicher mittelalterlichen Stollen von St.Ulrich aufweisen (11./12. Jahrhundert). Sie liegen fünf bis sieben Meter unter der Oberfläche. Die darunterliegenden Grubengebäude weisen als älteste Stollen solche des 16. Jahrhunderts auf. Es scheint demnach, daß der mittelalterliche Bergbau sich auf die oberen Regionen beschränkt hat. Dieser Zeitansatz entspricht sehr gut den Angaben, die auf Schriftquellen und auf der Datierung des Holzausbaues (Dendrochronologie) beruhen (1535 "bergklöcher"; 1528/1530 n.Chr.). In der Zeit bis zum Dreißigjährigen Krieg entstanden hier Stollen von insgesamt 900 m Länge und vier Schächte bis auf mehr als 30 m Tiefe. Erst im frühen 18. Jahrhundert wurde, wie andernorts, der Bergbau wieder aufgenommen. Aus dieser Zeit stammen viele Hinweise von allen erwähnten Revieren. Sogar eine Schmelzhütte wurde 1784 unterhalb der Hochburg errichtet. Allerdings blieben die Erträge unter den Erwartungen. Auch die Unternehmungen des 19. und 20. Jahrhunderts erbrachten kaum Gewinne. Vor dem 2.Weltkrieg wurden der Bergbau eingestellt. 10. DER BERGBAU IM ELZTAL UND IM SIMONSWÄLDERTAL Bei der Frischnau im Norden des Elztales werden 1781 "alte Gruben" erwähnt. Es ist davon auszugehen, daß sich diese im Bereich des Kudershofes befanden, wo Flurnamen wie "Halden" und "Alte Halden" darauf hinweisen.[43] Ob östlich von Yach, im Bereich des mittelalterlichen Burgstalles Bergbau umgegangen ist, entbehrt noch des Nachweises durch entsprechende Bergbauspuren. Bislang weisen nur Flurnamen ("Silberlöchle", "Fahr ins Loch") auf die Möglichkeit hin.[44] Bei Moserberg südwestlich von Elzach soll ebenfalls Bergbau umgegangen sein. Außer Flurnamen deuten Dachsbauten und die Tatsache, daß einmal ein Traktor in einen Hohlraum eingebrochen ist, darauf hin.[45] Im Erzenbach auf der Nordseite des Hörnleberges soll es zwei Knappenlöcher gegeben haben.[46] Östlich von Niederwinden befindet sich der nördliche Ausläufer des von Bleibach herziehenden Ganges, der hier auf Eisen abgebaut wurde. Die Pingen und Halden im Wald können leider nicht datiert werden.[47] Der Bergbau in Bleibach ist 1316/20 sicher belegt ("matte ob den silbergruben").[48] Dort, wo heute das Hotel "Silberkönig" steht, wurde 1924-1928 Schwerspat abgebaut. Nach wenigen Jahren gab man den Betrieb auf. Am Kohlberg wurde 1896 ein Stollen aufgewältigt, in dem ein dreibeiniges Gefäß geborgen wurde, welches wohl zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert entstanden ist.[49] Beim Ottensteg gibt es neben der Gutach einen kleinen Stollen, der auf einen nicht ertragreichen Gang angelegt wurde. Auf der Südseite des Berges befinden sich allerdings eine Reihe von Pingen, die für einen umfangreicheren Bergbau sprechen. Wahrscheinlich war der Bergbau unmittelbar südlich der Gutach intensiver, als bislang vermutet. Unterhalb der Spitze des Hörnleberges befinden sich zwei flache Pingen, die wohl eher als Probeschurfe anzusehen sind.[50] Im Kregelbachtal ist ein 45 m langer Stollen vorhanden. Er wurde mit Schlegel und Eisen angelegt, später durch Sprengung erweitert. Da keine Mineralien vorhanden sind, weiß man nicht, auf welches Metall der Bergbau umging. Nach Schill soll er 1790 noch im Betrieb gewesen sein.[51] Im Griesbachtal gibt es südlich des Ibichkopfes den Flurnamen "Erzkasten". Hier befindet sich ein ca. 25 m langer, ca. 7 m hoher Stollen, der auf Eisen angelegt wurde. Aus Schriftquellen weiß man, daß im Simonswald 1628 die Gruben "St.Oschwaldt und Heilige Drei Könige" vorhanden waren.[52] Aufgrund der Lage des Schmelzwerkes am Ausgang des Griesbachtales wird mindestens eine dieser Gruben mit der am Erzkasten identisch sein. Die andere war womöglich die des Kregelbachtales. Hier soll noch 1790 abgebaut worden sein. Bemerkenswert ist, daß 1316/20 im Simonswald ein "Stollenberg" erwähnt wird. Handelt es sich um einen Hinweis auf mittelalterlichen Bergbau in diesem Tal?[53] Östlich von Siensbach gibt es am Elmlesberg einen Eisenerzgang, der 1608 im Abbau stand.[54] In Riedern wurden 1636 300 Kübel Eisenerz gefördert, 1781 werden "alte Gruben" erwähnt.[55] 1781 werden in Siegelau "alte Gruben" erwähnt, deren Lage noch unbekannt ist.[56] Ob der Flurname Hohenstollen (14. Jahrhundert), der in dem heutigen Ortsteil Stollen weiterlebt, mit dem Bergbau in Verbindung steht, ist noch nicht bekannt. Im Altersbachtal befindet sich neben dem Wasserfall ein 30 m langer Stollen, welcher nach v. Carato im späten 18. Jahrhundert auf eine Eisenmineralisation aufgefahren wurde.[57] Auf dem Kandelrücken liegt 400 m südlich des Naturfreundehauses eine Reihe von Pingen und Halden, die durch den Abbau von Eisenerz entstanden sind.[58] Ein erfolgloser Probeschurf auf Eisen wurde 1736 im Eschbach angelegt.[59] Um reine Prospetion dürfte es ich auch bei den "Fuchslöchern" unterhalb des Bruder-Klaus-Krankenhauses handeln. Diese gut erkennbare Pingenreihe wurde 1781 als "alte Gruben" erwähnt.[60] 500 m südöstlich der Schwarzenburg liegt direkt neben der Fahrstraße ein 15 m langer Stollen, der auf Eisen oder Silbererz angelegt wurde.[61] Der Eisenerz-Bergbau im Kohlenbachtal (Emlerhof, Übenhof) ist über mehrfache Nennungen in den Schriftquellen des 18. Jahrhunderts gut belegt. Allerdings sind die Geländespuren mittlerweise alle eingeebnet.[62] Hinweise auf möglichen Bergbau in Form von Flurnamen gibt es z.B. von Buchholz, wo im Bereich hinter dem Schützenhaus die Flurnamen "Erzlöcher", "Dachsbühl" und "Rödelsteingrube" vorkommen. 11. DIE SILBERBERGE DES SUGGENTALES[63] Für römischen Bergbau gibt es nur vage Hinweise. Wann der Bergbau auf die Blei-Silbererze im Mittelalter begann, ist derzeit nicht bekannt. Ein Hinweis auf den Bergbau am Anfang des 13. Jahrhunderts besteht in der Nennung einer Person namens Birarius im Jahre 1223. Er wird zusammen mit den Meiern des Klosters St.Margarethen von Waldkirch genannt. Um 1300 verläßt eine sehr begüterte Familie namens Birer das Suggental. Es ist daher denkbar, daß der Birarius ein Verwalter jenes kleinen Tales war. Eigentlich kann nur die Existenz des Bergbaus die Grundlage für die Anwesenheit eines Verwalters in diesem kleinen Tal sein. Bergbau ging an verschiedenen Stellen um. Der älteste sichere Hinweis besteht aus der Urkunde von 1284, in welcher der Bau des Urgrabens genehmigt wird.[64] In diesem Zusammenhang werden die Silberberge des Suggentales erwähnt. Der Urgraben bringt das Wasser aus 15 km Entfernung von der Ostseite des Kandels ins Suggental und ins Glottertal. Zumindest im Suggental bewegte das Wasser eine sogenannte Wasserkunst. Dabei handelt es sich um eine Maschine, die mit Hilfe von Wasserkraft Wasser hebt. In diesem Falle diente sie zum Sümpfen, d.h. Trockenlegen der unter der Talsohle befindlichen Gruben. Es gibt eine Reihe von Argumenten für die Existenz dieser Maschine. Der Baumeister Conrad Rotermellin hatte Nachfahren, die bis 1350 als Erbauer von Wasserkünsten erwähnt werden. Die Art der Lagerstätte machte ein Vordringen unter die Talsohle erforderlich, was automatisch zu Wasserproblemen führte. Noch Ende des 18. Jahrhunderts waren die Reste der Radstube, in der sich die Wasserkunst befand, sichtbar (Carato). Das Bedeutende an dieser Kunst besteht darin, daß es sich um die erste nachweisbare Anlage dieser Art in Mitteleuropa handelt! Ein Unwetter zerstört die Gruben nur 4 Jahre später und tötet sehr viele Menschen (14.Juli 1288).[65] Die Chroniken sprechen von 300, erst später ist von 150 Personen die Rede. Man kann sich gut vorstellen, welche verheerenden Auswirkungen ein Unwetter im Zusammenhang mit den zahlreichen Abraumhalden haben konnte. Wahrscheinlich rutsche ein Teil des Lockermaterials ins Tal und verstopfte den Hauptschacht. Eine Rettung der Eingeschlossenen war mit den damaligen Mitteln nicht zu bewerkstelligen. Möglicherweise wurde der Bergbau weitergeführt. Im Teilungsvertrag der Herrschaft Schwarzenberg (1290) wird das Suggental der Silberberge wegen unter gemeinsamer Verwaltung belassen. Diese gemeinsame Verwaltung des Suggentales durch die Herrschaften Schwarzenberg und Kastelburg wurde bis ins 16. Jahrhundert beibehalten. Durch marodierende Truppen unter der Führung des elsässischen Landvogtes Tiebald von Pfirt 1297 werden die Silbergruben des Glottertales und benachbarter Täler nachhaltig zerstört.[66] Zu diesen Tälern wird das Suggental gehört haben. Die beiden Schicksalschläge wurde in der Folgezeit zu einer ergreifenden Sage ausgestaltet. Da die Chronik "Flores temporum", in der das Unwetter des Jahres 1288 erwähnt wird, sicher vor 1297 entstanden ist - wahrscheinlich in den Jahren 1292/93, und die kriegerischen Ereignisse in zwei verschiedenen Überlieferungen (Colmarer Annalen majores bzw. Chronocon Colmariense) vorliegen, kann nicht daran gezweifelt werden, daß es zwei Unglücksfälle gegeben hat. Rings
um die Bergwerke im Suggental wohnten die Familien der Bergleute.
Auf der Wiese beim Bürliadamshof ("Schloßmatte", "Zwieger")
kam schon immer Keramik zutage. Reste dieser Siedlung konnten vor
einigen Jahren beobachtet werden.[67]
Es handelt sich um die Reste einfacher Holzbauten, die allerdings
auch Kachelöfen hatten. Ihre letzte Ruhestätte fanden die
Menschen auf dem Friedhof neben der Kirche. Die Sakristei der abgebrochenen
Kirche steht noch. Nur ein Haus hob sich durch seine Steinbauweise
von den andere Häusern ab. Seine Reste liegen heute noch unter
der Schloßmatte. Möglicherweise wohnte hier sogar schon
der "Birarius". Erst im Jahre 1400 wird der Bergbau wieder aufgenommen.
Die beiden Regalherren der Herrschaften Kastelburg und Schwarzenberg
verleihen dem Freiburger Peterman Verler, dem Verwalter des Heilig-Geist-Spitals,
das Recht, "ze tannen" Bergbau zu betreiben. Dabei handelt es sich
sicher um ein Revier im Suggental, möglicherweise in der Nähe
des Hofes, der Anfang des 14. Jahrhunderts als "der Tannerin gut"
Erwähnung findet. Peterman Verler wird sicher nicht selbst abgebaut
haben, sondern der Geld- und Arbeitgeber für Bergleute gewesen
sein. Über die Erfolge sind wir nicht unterrichtet.[68]
Um die Mitte des 16. Jahrhundert wird wieder der bestehende Bergbau
im Suggental erwähnt.[69]
Noch immer besteht die gemeinsame Verwaltung durch die Herren von
Schwarzenberg bzw. Kastelburg, wie die Urkunde von 1561 belegt. Es
werden nämlich einerseits Anton von Staufen und andererseits
Ursula von Ehningen von der vorderösterreichischen Regierung
wegen Vergehen gegenüber Bergleuten im Suggental zurechtgewiesen.
In einem Bericht aus dem Jahre 1566 erfahren wir durch den vorderösterreichischen
Einnehmer von der Existenz einer Schmelzhütte, in der vermutlich
Eisen verhüttet wurde. Dieses Werk scheint einige Jahre zuvor
erbaut worden zu sein und sollte jetzt in eine Getreidemühle
umgewandelt werden. Doch wurde dieser Plan aufgrund des chronischen
Wassermangels im Tal aufgegeben. Zudem wohnten nur 8 Leute im Tal.
Die Schmelzhütte erhielt ihr Wasser über einen 130 Klafter
langen und bis zu 10 m hohen Holzkähner. Vielleicht bezieht sich
der Bericht von Georg Schmidt im Jahre 1683 auf diese Anlage. Er berichtet,
daß durch ein Unwetter 1680 das Brücklein hinweggerissen
wurde. Dabei seien die Reste der Silberwäsche und die Kästen
mit Silber gefunden worden.[70]
Ab 1567 werden beide Herrschaften durch österreichische Beamte
verwaltet. Allerdings reicht das Wasser zum Betrieb einer Schmelzhütte
nicht immer aus. Daher wird 1572 eine entsprechende Anlage im Simonswald
erbaut. Man wird nicht umhin können, hier einen Einfluß
durch die vorderösterreichische Regierung zu erblicken, die bestrebt
war, die Eisenversorgung, besonders für Rüstungsgüter
zu verbessern. Im Jahre 1590 werden vier Bergleute aus dem Suggental
ausdrücklich vom Zoll in der Stadt Freiburg befreit.[71]
Die im Suggental beim Vogelsanghof abgebauten Erze werden bis zum
Dreißigjährigen Krieg im Simonswald geschmolzen. 1683 werden
die Gruben als "verfallen" bezeichnet. Das Schmelzwerk in Kollnau
erhält seit dieser Zeit kein Erz mehr von hier. Der Bergbau dürfte
zum Erliegen gekommen sein. Auch ein Probeschurf im Jahre 1736 hatte
keinen Erfolg mehr. Bei einer Befahrung der Gruben am Vogelsanghof
im Jahre 1926 stellte man sehr ausgedehnte mittelalterliche Grubengebäude
fest. Angeblich soll um die Jahrhundertwende der Wisserbur vom Glottertal
durch einen noch begehbaren Stollen nach Suggental in die Kirche gegangen
sein.[72] Aufgrund
der Befahrung im Jahre 1926 wurde diese Möglichkeit aufgrund
der beobachteten Grubengebäude als sehr wahrscheinlich betrachtet.[73]
Die Tiefe der Schächte wird wie von Carato anhand der Halden
auf ca. 120 m geschätzt. Noch heute bricht an verschiedenen Stellen
die Erde ein. Die entstehenden Löcher werden jährlich von
den Landwirten verfüllt. Der Name "Weisse Grube" hängt damit
zusammen, daß "weißes Erz" gewonnen wurde. Am Hornbühl ging ebenfalls der Bergbau um, wie heute noch zahlreiche Pingen und Halden zeigen. Allerdings wird er weniger dem vorhandenen Gold, sondern dem reichen Silbererz und dem Eisen gegolten haben.[74] In einem Anniversarbuch, welches in Buchholz aufbewahrt wird, ist die Rede davon, daß die Buchholzer das Recht hatten, in der Elz unterhalb des Suggentales, Gold zu waschen. 1973 brach in der Nähe des Grabenhofes hinter einem Traktor die Erde ein, und die hinterherlaufende Bäuerin fiel in eine Grube. Dabei handelte es sich um einen eingebrochenen Schacht.[75] Weitere Abbaue befanden sich am Einbollen, wo zuletzt 1802 Eisen abgebaut wurde.[76] Ob der im 18. Jahrhundert erwähnte Bergbau unweit der Kapellen St.Peter und St.Martin auf dem Hornbühl umging, oder weiter unten im Tal, ist derzeit nicht bekannt. Erst wieder 1776 wird im Suggental mit dem Abbau von Silbererzen begonnen. Allerdings erfüllen sich die Hoffnungen auf reiche Erze nicht. Nach 13 Jahren wird der Betrieb eingestellt. Um sich den Transport der Erze zur nächsten Schmelze ins Münstertal zu sparen, wurde eine Poche und Schmelzhütte im Suggental selbst erbaut. Sie wurde 1807 abgebrochen. Ihr Standort soll sich beim Schulhaus am Berg befunden haben, vermutlich in der Nähe des Schwefelhofes.[77] Ende des 18. Jahrhunderts wurden 92 Stollen und Schächte gezählt, deren Lage heute weitgehend unbekannt ist. Der Abbau von Schwerspat wird nach wenigen Jahren 1936 aufgegeben. Seit 1985 werden die beim Bürliadamshof gelegenen Gruben durch die "Bergbauforschungsgruppe Suggental" untersucht (St.Josephi-Stollen, St.Anna-Stollen, Matze-Stollen).[78] |