Institut für Ur- und Frühgeschichte Universität Freiburg

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Das Glockenbecher-Phänomen - Ein Seminar
»Das Crèmade-Modell«

Tiefgreifende Veränderungen im kulturellen Gefüge kennzeichnen das 3. vorchristliche Jahrtausend in ganz Europa. Sie sind nicht auf technologische oder wirtschaftliche Innovationen zurückzuführen, sondern die Neuerungen haben auf einer völlig neuartigen Ebene stattgefunden: Es müssen ideologische Gründe gewesen sein, die einen umfassenden Kulturwandel bewirkt haben. Er breitete sich sehr schnell aus, und nicht zuletzt dadurch wird auch die intensive Kommunikation in dieser Zeit dokumentiert. Diese neuen Faktoren im Geschichtsablauf, die die endneolithische Epoche einleiten, machen sich vor allem beim Glockenbecherphänomen bemerkbar. Die Fragen nach der Ursache und nach den Mechanismen einer so weit verbreiteten und unvermittelt auftauchenden Erscheinung war Ausgangspunkt für den Entwurf des vorliegenden Modells zum Verständnis des GBP.

Wir haben in der Einleitung schon darauf hingewiesen, daß es sich bei dem GBP nicht um eine archäologische Kultur im üblichen Sinne handeln kann, die in all ihren Äußerungen belegt ist. Es ist vielmehr eine Erscheinung besonderer Art, die in der ganzen Urgeschichte kaum Vergleichbares kennt. Deshalb erstaunt nicht, daß sich die Forschung schon oft mit ihrer Deutung beschäftigt und zahlreiche Interpretationen und Modelle erarbeitet hat. Sie reichen von der Charakterisierung als "reisiges Volk der Bogenschützen" (Reinecke) bis zur Etikettierung als Erfinder neuer Drogen und Rauschmittel (Sherratt). Auch Analogien aus der Ethnologie sind zur Deutung herangezogen worden und als Modelle auf das GBP übertragen worden (Gallay, Burgess); eine Zusammenstellung die ser Ansichten und Theorien findet sich im Kapitel Forschungsgeschichte.

Auch wir konnten uns dem Zwang zur Interpretation nicht entziehen und haben ebenfalls versucht, ein Modell zum Verständnis dieses faszinierenden Phänomens zu entwickeln. Selbstverständlich sind Ansätze aus den im theoretischen Teil des Seminars rezensierten Aufsätzen aufgenommen worden, sind Gedanken anderer Autoren darin enthalten, ohne daß dies im einzelnen noch nachvollziehbar wäre. Die Anregungen sind in der Diskussion analysiert und weitergeführt worden. Im gemeinsamen Gespräch wurden gewagte Ideen durch zusätzliche Beobachtungen gefestigt oder verworfen, so daß hier eine echte Gemeinschaftsarbeit entstand, die nach dem Ort ihrer Entstehung als Cremade-Modell gekennzeichnet wurde.

1. Merkmale des GBP

Um unsere Interpretation zu entwickeln sind zunächst die kennzeichnenden und spezifischen Merkmale des GBP nochmals herauszustellen. Wir wiederholen sie im Folgenden kurz und versuchen auch ihren Hintergrund darzustellen.

Kennzeichnung - Manifestation:

Das GBP ist keine umfassend belegte archäologische Kultur im üblichen Sinne; es setzt sich in all seinen überlieferten Äußerungen davon ab.

Alle Befunde weisen darauf hin, daß wir mit dem GBP lediglich einen Teilaspekt einer archäologischen Kultur fassen.

Nur in einzelnen Fundplätzen manifestiert sich das GBP in Form einer Siedlung mit einer regionalen glockenbecherspezifischen Begleitkeramik. Dies bedeutet, daß in eingen Gebieten eine Seßhaftigkeit oder eine begrenzte Landnahme nicht grundsätzliche ausges chlossen werden kann, andererseits gibt es keine Indizien, die den Glockenbecherleuten eine nomadisierende Lebensweise zuschreiben könnten.

Becher:

Das GBP ist charakterisiert durch den einheitlichen Becher mit seiner auffälligen Verzierung; er ist als verbindendes Element Symbolträger und Erkennungszeichen dieser Erscheinung, und er beinhaltet von seiner Funktion her eine besondere Bedeutung von Trinkhandlungen.

Ausstattung:

Es gibt eine bestimmte Ausstattung, die nur mit diesem Bechervergesellschaftet ist: der Kupferdolch mit rechteckiger Griffzunge und der halbmondförmige Knochenknebel sowie Schmuckringe aus Edelmetall.

In einigen Provinzen kommen noch besondere Typen hinzu, wie Füßchenschale, geflügelte Pfeilspitzen aus Silex oder blattförmige Pfeilspitzen aus Kupfer (Palmelaspitzen).

Mit dem GBP sind auch andere Objekte, wie z.B. Armschutzplatten, gestielte Pfeilspitzen, Pfeilglätter, V-förmig durchbohrte Knöpfe usw. verbunden, die aber auch in den jeweiligen einheimischen Kulturen vorkommen.

Sozialer und wirtschaftlicher Hintergrund:

Das gesamte Inventar weist auf einen gewissen sozialen Reichtum hin und ragt aus dem allgemeinen endneolithischen Umfeld heraus. Die Grabbeigaben setzten sich zusammen aus einer genormten Grundausstattung und zusätzlichen, dem sozialen Status des Bestatteten entsprechenden Waffen, Gerätschaften oder mehreren Gefäßen. Dolch und Bogen demonstrieren einen auffällig wehrhaften Charakter dieser Gruppe. Sie sind auch auf den Stelen von Petit Chasseur widergegeben, wobei es sich bei den Bögen um die ersten nachgewiesenen Reflexbögen handelt.

Andere kulturelle Äußerungen oder weitere wirtschaftliche Aspekte, die mit dem GBP verbunden sind, bleiben, soweit erkennbar, im allgemein endneolithischen Rahmen. Allein die Metallurgie scheint eine gewisse Bedeutung erlangt zu haben, obschon auch sie kaum die Bedeutung erzielte, die die Forschung ihr teilweise zuschrieb. Dennoch zeigt die Tatsache, daß in den Kerngebieten des GBP auch blühende Metallzentren frühbronzezeitlicher Kultur entstanden sind, deren Bezug zur Metallurgie sich jedoch noch nicht in allen Einzelheiten darstellen läßt.

Grabritus:

Das GBP wird auch durch die herausragende Bedeutung, die es dem Grabritus beigemessen hat, charakterisiert. Allgemein wurden Einzelgräber, in denen der Tote in Hockerstellung in einer seinem geschlechtlichen Status entsprechenden Orientierung mit seiner kennzeichnenden Ausstattung angelegt. In der östlichen Provinz sind diese strengen Normen deutlicher erkennbar als im Westen, wo vorhandene Grabstätten wieder mit neuem Brauch belegt werden.

Chronologie:

Eine allgemein gültige innere stilistische Entwicklung des GBP kann bislang nicht belegt werden. Möglicherweise sind regionale, spätere Ausprägungen zu erkennen. Ebenso ist nicht auszuschließen, daß die Begleitkeramik erst später auftritt. Eine als Hypothese annehmbare Frühphase kann nicht bewiesen werden (vgl. Kapitel mit den C14-Daten).

In seiner nur durch C14-Daten erkennbaren Frühphase existierten neben dem GBP stets noch andere Kulturen. Erst in späteren Stufen kann es sich in vereinzelten Regionen zu einer umfassenden archäologischen Kultur ausgebildet und die alleinige Kultur verkörpert haben.

Verbreitung:

Das GBP ist europaweit von Portugal bis in die ungarische Tiefebene, von Marokko bis an die Nordspitze Dänemarks verbreitet.

Ausbreitung:

Das GBP kann nur diffusionistisch verstanden werden. Auch wenn die Keramik - so weit feststellbar - lokal hergestellt worden ist und kein Handel von Glockenbechern nachzuweisen ist, so muß zumindest die entsprechende Idee, das typologische Gedankengut und die Herstellungsweise der Glockenbecher übertragen worden sein. Ein Entstehungsgebiet kann (auch aus methodischen Gründen) nicht eruiert werden, da einerseits die unabhängige Datierung für keine Region eine zeitliche Priorität erkennen läßt und andererseits sich der Ursprung einer Ideologie nicht nachweisen läßt. Es ist aber nicht auszuschließen, daß zumindest Individuen oder kleine Gruppen gewandert sind. Darauf deutet die weite Verbreitung der - zwar an Zahl geringen - typischen Schädelform, des planoccipitalen Steilkopfes, hin.

2. Abgrenzung von und Auseinandersetzung mit einheimischen Kulturen

Die beschriebenen Merkmale zeigen, daß sich die Glockenbecherpopulation bewußt zu erkennen gab und sich gegen die einheimische Bevölkerung absetzen wollte. In einigen Provinzen kann ihr Siedlungsverhalten oder die Bestattungsweise auch als ein Sich-Ausgrenzen von anderen Gruppen verstanden werden. Dieses Abgrenzen scheint uns eines der wichtigsten und aufschlußreichsten Kennzeichen des GBP zu sein und dürfte den Schlüssel zu seiner Deutung liefern. Es gibt dem GBP das einheitliche Gepräge, gibt ihm innere Stärke sowie seine Überlegenheit nach außen und erklärt auch, warum es kaum zu Mischformen oder zur Übernahme von anderem Kulturgut kam. Dies mag zwar in Widerspruch zu bisherigen Aussagen stehen, doch konnten wir nicht viele Fremdformen in echten Glockenbecherkomplexen finden, lediglich in späten Entwicklunsphasen kommt es dann zu den bekannten Einflüssen bzw. zu Einwirkungen des GBP auf einheimische Kulturen.

Diese bewußte Abgrenzung manifestiert sich umso deutlicher je einheitlicher und ausdruckstärker sich diejenige Kultur darstellte mit der das GBP konfrontiert war. In seinem östlichen Verbreitungsgebiet hatte es sich mit der ebenfalls festgefügten Struktur der KSK, die ganz offensichtlich auch von einer starken Idee getragen wurde und eine stark genormte archäologische Kultur hinterließ, auseinanderzusetzen. Es stellt dem schnurkeramischen Grabritus, in dem der Tote geschlechtsdifferenziert links- oder rechtsseitig in West-Ost-Richtung bestattet wird, ein genau entgegengesetztes Konzept gegenüber: der Bestattete wird zwar ebenfalls geschlechtsdifferenziert, aber in Nord-Süd-Richtung und in umgekehrter Seitenlage, niedergelegt. Ähnlich verhält es sich mit der Zusammensetzung der Beigaben. U. Fischer hat diese merkwürdige gegenseitige Abhängigkeit einmal als "dialektisches Verhältnis im Sinne einer Spiegelung, in der beide Kulturen zugleich entgegengesetzt und aufeinander bezogen erscheinen"(1976, 236) benannt. Es macht den Eindruck, als ob das GBP jeweils auf die Innovationen der KSK antwortet, und diese hat dann selbst wieder im Sinne einer Rückkopplung reagiert.

In den westlichen Provinzen wird der streng genormte Grabritus weniger deutlich, wenn auch - soweit gute Beobachtungen dies zulassen - der Glockenbecher-Kanon durchaus nicht selten ist. Man sah sich hier offensichtlich einer nicht derart in sich geschlossenen, weiträumig gleichförmigen Kultur gegenüber. Vielleicht mußte man sich aber vereinzelten, kleinen Gruppen gegenüber absetzen, doch ist dies heute nicht zu fassen. Die Abgrenzung der GB-Population wird jedoch in anderen Aspekten deutlich: Betrachten wir etwa die Siedlungen in Südfrankreich, so sehen wir einerseits einzeln stehende Glockenbecherhäuser, die sich vom ganzen Umfeld isoliert haben oder einzelne Glockenbecherhäuser innerhalb einer Siedlung. Eine Durchmischung endneolithischer Befunde mit Glockenbechern kennen wir hier nicht. Man kann auch die "reinen" Glockenbechersiedlungen, die ja nur vereinzelt in einem mit großer Wahrscheinlichkeit noch endneolithischen Umfeld vorkommen, in dieser Weise interpretieren. So kennt etwa die Siedlung Mèdor neben dem regionalen GB eine Begleitkeramik, die sich von der übrigen Keramik des Nèolithique final deutlich absetzt. Hier wollten sich offenbar also ganze Gruppen abgrenzen.

Auch eine genaue Analyse kleinräumiger Verbreitungskarten zeigt, daß Glockenbechergebiete sich von Verbreitungsbildern anderer Gruppen ausschließen. Dies wird etwa deutlich in Südwestdeutschland, wo man zunächst von einer Durchdringung von KSK, GBP und frühbronzezeitlichen Fundorten ausging. Doch die Detailkarte zeigt klar, daß sie sich ausschließen.

Diese Abgrenzung und Auseinandersetzung mit der einheimischen Bevölkerung wird durch eine weitere interessante Verhaltensweise der Glockenbecherbevölkerung deutlich gemacht: Man hat oft das Vorkommen von Glockenbechern in Megalithen oder Kollektivgräbern so gedeutet, daß jene keine eigenen Grabsitten kannten, sondern jeweils die lokal vorhandenen Grabstätten "übernommen" und weiter benutzt hätten. Die schwer verständlichen und vor langen Jahren ausgegrabenen Befunde ließen dann auch kaum andere Interpretationen zu. Doch zeigen nun moderne Ausgrabungen, daß diese Vermischung so eindeutig nicht ist. Wenn klare Befunde vorliegen, so sehen wir, daß die Glockenbecherbestattung im Megalithgrab eine Sonderstellung innehatte, daß sie als Einzelbestattung im Kollektivgrab zu sehen ist. Im Zusammenhang mit dem beschriebenen kulturellen Verhalten der Glockenbecherleute deuten wir dies ebenso als ein Manifestieren seines Selbstverständnisses gegenüber der traditionell ansässigen Gruppe: Man übernimmt nicht etwa die vorhandenen Totenstätten, sondern nutzt den traditionellen Ort der Bestattung, überprägt ihn mit neuem Grabritual, mit neuem Gedankengut. Ein gutes Beispiel dafür ist die Nekropole von Petit Chasseur. Ein vorhandenes Grab wird von den Glockenbecherleuten weiter benutzt, der alte Ritus aber offensichtlich nicht weitergeführt; daneben werden dann ähnliche Gräber (Steinkisten) neu erbaut oder noch deutlicher: Man überprägt die anthropomorphen Stelen mit ihren endneolithischen Darstellungen und schafft einen neuen Stil mit neuartigen Darstellungen, mit Glockenbecherornamentik und -ausstattung. Es werden also altbekannte materielle Ausdrucksmittel benutzt, um neue Inhalte zu vermitteln.

Die Übernahme von traditionellen Werten, die mit dem Ziel verändert wurden, die eigene Idee zu manifestieren, spricht auch für den Wunsch, die Lokalbevölkerung am Innovationsprozeßzu beteiligen. Denn da Menschen einmal erworbene Normen nur unterbesonderen Umständen radikal ändern, ist es am einfachsten, bereits Existierendes zu überprägen, um einer neuen Ideologie Raum zu geben. Hätte es sich nur um isolierte Gruppen gehandelt, die zu den Anhängern der neuen Ideologie zählten, so wäre eine einheitliche Bestattungsform sicher wesentlich effektiver zur Kennzeichnung der Idee gewesen.

Vielleicht kann auch so das immer evolutionistisch-chronologisch ausgelegte "holländische" Modell einsichtiger gedeutet werden: Es ist nicht so, daß der Glockenbecher (maritimer Glockenbecher 2 1a) aus dem Standfußbecher abzuleiten ist - dazu fehlen die Voraussetzungen -, sondern die Glockenbecherleute nahmen auch hier eine vorhandene Form, den Standfußbecher, auf, haben ihn in ihrer Mach- und Verzierungsart mit neuen Mustern umgeprägt und ihn ihrem festen Inventar eingefügt. Es ist ein Kontakt entweder auf freundlich integrierender oder dominierend missionierender Art zu anderen Kulturgruppen daraus abzuleiten. Auffällig bleibt dennoch die Abgrenzung diesen gegenüber. In welchem Bereich - außer im rituellen - diese Andersartigkeit bewußt durchgeführt wurde, kann heute allerdings noch nicht eindeutig beantwortet werden.

3. Eine Glockenbecherideologie

Die dargestellte Verhaltensweise, die durch das GBP dokumentiert wird, läßt sich u.E. nur in der Weise deuten, daß sie Ausdruck einer neuen Ideologie ist, wobei wir diesen Begriff in seinem weitesten Sinne verstehen. Sie kann primär politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich oder religiös begründet sein, oder sie wird alle diese Bereiche zumindest teilweise einbezogen haben, rekonstruieren läßt sie sich aber nicht mehr. Wir können lediglich einige Faktoren andeuten, die für diese Glockenbecherideologie eine maßgebende Rolle gespielt haben mögen neben anderen, die nicht zu fassen sind:

Gewiß legte sie ihren Mitgliedern eine stark genormte Struktur auf, sie waren straff organisiert, und jeder hatte seinen Platz in der Gesellschaft, wie im genormten Grabritus offenkundig wird. Ihr Selbstverständnis und ein gemeinsames Wissen gab ihnen eine Überlegenheit und Sicherheit und die Stärke, sich von Nachbargruppen abzugrenzen, sowie ein Zusammengehörigkeitsgefühl über weite Räume hinweg, worin die beeindruckende Uniformität begründet ist. Es zeigt dies auch die intensive Kommunikation in der damaligen Zeit. Diese Ideologie beinhaltete auch die Möglichkeit sich wirtschaftlich wohlhabend und mit Statussymbolen ausgerüstet darzustellen. Die Bedeutung der Waffen in der persönlichen Ausstattung weist darauf hin, daß die Wehrhaftigkeit in dieser Ideologie einen hohen Stellenwert hatte. Das Kennzeichen, der prunkvolle, reichverzierte Becher, war, wie manch anderes Objekt, prestigebeladener Symbolträger und weist auf die Bedeutung von Trinkhandlungen hin.

Die Frage nach dem Ursprung ist nach der angeführten Deutung unwichtig und vom Ansatz her auch unlösbar. Denn im archäologischen Material werden die ersten Äußerungen einer neuen Idee dort gefaßt werden, wo sie sich entweder zuerst durchsetzt, wo sie am massivsten in Erscheinung tritt, oder wo sie sonst Formen annimmt, die sich im archäologischen Fundbild niederschlagen. Den eigentlichen Ursprungsort einer Ideologie anhand des archäologischen Materials zu rekonstruieren wird wohl kaum möglich sein. Auch unabhängige Datierungsmethoden können daher nur ein grobes zeitliches Raster geben, die o.g. Unzulänglichkeiten aber nicht überbrücken. Würde man sich z.B. fragen, wo das Christentum seinen Ursprung hat, so würde man nach weiteren 2000 Jahren, gäbe es keine schriftlichen Belege, sicher die Wiege der Christenheit nach Rom verlegen.

Ähnliche Elemente, wie die eben beschriebenen, fallen auch in anderen Kulturen in den ersten Jahrhunderten des 3. vorchristlichen Jahrtausends auf und spielen auch dort eine prägende Rolle. Sie sind Folge eines Kulturwandels, der wohl kaum durch klimatische und wirtschaftliche Faktoren bzw. durch Migration verursacht worden ist, sondern wie beschrieben, in der Ausbreitung von neuen Ideologien begründet ist. Eine davon mag für die Entstehung der schnurkeramischen Kulturen verantwortlich sein, eine andere hat das GBP entstehen lassen, und so deutet sich hier eine neue Sicht einer gesamten Epoche an, die wir immer mehr nur von der Ideologie her verstehen können.

 

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