Institut für Ur- und Frühgeschichte Universität Freiburg
Römischer Kupferbergbau
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von Andreas Brunn |
Die Lokalisierung des "Oberen Emilianus-Stollens" gelang Schindler auf Grund der Beobachtung, daß nur wenige Meter von der Inschrift entfernt aus dem Fels austretendes Wasser in einer sumpfigen Stelle sammelte, um dann in einer tief eingeschnittenen Erosionsrinne abzufließen.[9] Bei der Ausgrabung im Jahr 1964 wurden das Mundloch freigelegt und der Stollen ca. 16 m weit ausgeräumt. Der Streckenquerschnitt ist rechteckig bis trapezförmig mit abgerundeten Ecken und - wie es für römische Bergwerke imperiumsweit typisch ist - etwa mannshoch. Die im Eingangsbereich anstehende Lettenlehmschicht verwittert sehr leicht; aus diesem Grund erscheint der vordere Stollenteil im Grundriß stark geweitet. Im weiteren Verlauf verengt sich die Strecke dann bis auf 1,60 m Breite. In die ca. 1,20 m breite Sohle ist eine Rinne zur Wasserlösung (Wasserseige) eingehauen. Firste und Stöße zeigen noch sehr deutlich Spuren der römischen Gezähe (Schlägel und Eisen, gelegentlich Fimmel). Eine interessante Beobachtung in diesem Zusammenhang ist das regelmäßige Auftreten von 2 cm - 8 cm tiefen senkrechten Vorsprüngen im Abstand von etwa 30 cm am westlichen Stoß. An diesen Spuren lassen sich gut einzelne Vortriebsetappen bzw. die Länge des dazu verwendeten Gezähes ablesen. Die lehmige, z.T. mit Steinbrocken durchsetzte Verfüllung des Stollens enthielt ausschließlich römisches Fundmaterial des 2. und 3. Jh. n. Chr., wodurch der Zusammenhang von Inschrift und Bergwerk bestätigt wird. Eine etwa 5 m lange Seitenstrecke und ein in den Stollen mündender runder Schacht ("Oberer Emilianusschacht") konnten damals ebenfalls freigeräumt werden. In dessen Verfüllung fand sich neben einer Häufung römischer Funde auch ein hölzerner Steigbaum aus dem 16. Jahrhundert. [10] Dieser Umstand und die Tatsache, daß die Sohlen des Schachtes und der Seitenstrecke etwa 0,90 m über der Sohle der Hauptstrecke liegen, kann einerseits so gedeutet werden, daß frühneuzeitliche Blaugräber beim Abteufen eines Schachtes auf den Alten Mann trafen, noch eine kurze Suchstrecke vortrieben und dann aufgaben. Möglich ist aber auch, daß Schacht und Seitenstrecke zur römischen Grube gehören und im 16. Jahrhundert noch einmal freigezogen und befahren wurden. Hierfür würde die Häufung von Funden römischer Zeitstellung am Grund des Schachtes sprechen. Durch den Fund von Wallerfanger Kupfererz in einer Buntmetallwerkstatt im nahegelegenen römischen Vicus von Pachten [11] ist nachgewiesen, daß die Azuritlagerstätten bei St. Barbara in römischer Zeit abgebaut wurden. Das bedeutet, daß hier nicht nur Prospektionsstollen bzw. -schächte vorhanden sind, sondern auch größere untertägige Hohlräume existieren müssen, in denen das Erz abgebaut wurde. Ein solches Abbaufeld müßte es auch im Emilianusstollen geben bzw. Gegeben haben, denn anders ist die unverhältnismäßig große Halde unterhalb des Stollens, deren Volumen das des bisher zugänglichen Bereiches bei weitem übersteigt, nur schwerlich zu erklären. Während der Obere Emilianusstollen auf einer Länge von ca. 16 m hauptsächlich mit eingeschwemmtem Material verfüllt und deshalb leicht freizuräumen war, verhinderte eine Verbruchzone zunächst die weitere Freilegung. Dies wurde 1966 unter der Leitung von H.G. Conrad in Angriff genommen. Die Strecke konnte von den Bergleuten noch weitere 9 m aufgewältigt werden, die Arbeiten mußten jedoch eingestellt werden, bevor ein Abbaufeld oder das Ende des Stollens zu erreicht war. Die intakt gebliebene Sohle, die sich unter dem Verbruchmaterial weiter in den Berg fortsetzt, deutet allerdings darauf hin, daß der heutige Besucherstollen nur ein kleiner Teil des einstigen Bergwerkes ist. |