Institut für Ur- und Frühgeschichte Universität Freiburg
Von Andreas Haasis-Berner M.A. | ||||||
Es ist gerade mal 4 Jahre her, seit Willi Thoma im Waldkircher Heimatbrief Nr.141, 5-10 unter Verwendung der Angaben von H.Rambach in seinen beiden Büchern "Waldkirch und das Elztal" einen Aufsatz über das "Vieltürmige Waldkirch" veröffentlicht hat - der erste Aufsatz, der dieses Thema derart zusammenfassend behandelt hat. Durch Beobachtungen und Untersuchungen während Bauarbeiten im Altstadtbereich und durch Quellenstudium konnten in den letzten Jahren mehrere neue Informationen hinzugewonnen werden, die hier den interessierten Waldkircher Bürgern dargeboten werden sollen. Bemerkungen zur Entstehung der Stadt Waldkirch: Diese Vorbemerkungen sind notwendig für das Verstehen des Folgenden. Dennoch muß betont werden, daß das Thema nur angerissen werden kann, und eine ausführliche Würdigung in einem späteren Aufsatz geschehen soll.
Es ist nicht zu bezweifeln, daß sich wohl schon im 10.Jh. rund um das Kloster auch eine Laiensiedlung gebildet hat. Eine solche brauchte ein jedes Kloster, ein Frauenkloster umsomehr, da die Nonnen die notwendigen Arbeiten (Bauen, Lebensmittelversorgung...) keinesfalls selbst durchführen konnten. Außerdem waren die Nonnen häufig adelige Witwen oder Töchter von Adeligen, die sich zu niederen Arbeiten trotz aller geforderten Demut wohl kaum hingegeben haben. Schon im 10. Jh. werden die Leute des Klosters erwähnt, weil sie den Besitz eines anderen Klosters eingefallen sind, und Zerstörungen hervorgerufen haben. Die Laienkirche St.Walburga ist 1178 erstmals genannt. Die Vögte des Klosters werden im 10.und 11.Jh. ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Klosters gelebt haben. Ob auf der Küchlinsburg oder anderswo, ist nicht bekannt. Die Küchlinsburg und Kyffelburg in der Oberstadt dürften spätestens im frühen 13.Jh. (wahrscheinlich aber früher) gebaut worden sein, da ihre Besitzer - die Ammann und die Vischerbach im 13.Jh. hier lebten.
Die
ersten Hinweise auf eine "neue Stadt" gehen aus der Urkunde von 1287 hervor.
hierin ist von einer "neuen" und einer "alten" Stadt die Rede. Anlaß,
die Urkunde auszustellen war, die Verleihung der Badstube an Rudolf Muterling.
Das Bad lag außerhalb der Stadt jenseits des Gewerbekanals. Für
mittelalterliche Bäder ist das eine typische Lage. Das heißt
aber, daß spätestens 1287 die Grenzen der Stadt schon abgesteckt
waren und der Gewerbekanal gebaut war! Es heißt aber nicht, daß
auch schon eine Stadtmauer vorhanden war. Die "niuwe stat" wird ausdrücklich
neben der "alten stat" genannt. Auch die Existenz eines Walkers 1287 verweist
auf das Vorhandensein des Gewerbekanals und natürlich einer Walke.
Da die Spitalmühle aber die seit alters her für die Bürger
der Stadt wichtige Mühle war, dürfte dies als wichtiger Hinweis
zur Entstehung des Kanals in der Zeit zwischen dem 10. und 13.Jh. gesehen
werden. Allein die Erwähnung eines Bades lässt erahnen, welche
Infrastruktur vor der Stadtgründung vorhanden gewesen ist. Noch vor der Stadtrechtsverleihung gab es einen Rat, der aus Lehensleuten der Schwarzenberger, also Angehörigen des niederen Adels bestand.[1] Der Rat und die Bürger hatten offenbar auch schon ihr eigenes Siegel, wie aus der Urkunde von 1287 hervorgeht. Auch ein Gericht war in der Stadt vorhanden, es wird 1299 genannt. Nach der Stadtrechtsverleihung im Jahre 1300 werden 1306 in einer weitern Urkunde eine ganze Reihe von Waldkircher Bürger erwähnt. Da die Familiennamen erst ausgebildet wurden, sind stattdesen die Berufsbezeichnungen aufgeführt. Hieran können wir erkennen, daß jedes für die Versorgung einer Stadt und des Umlandes notwendige Gewerbe vorhanden war. Wichtig waren die Herstellung Verarbeitung von Textilien (12%), Holz (7%), Leder (6%), Kaufleute (4%), Metall, Metzger, Müller, Bäcker (3%). Nur einmal werden erwähnt: Bader, Wirt, Seiler, Winzer, Hafner. Aufgrund von Überlegungen, die die Stadtwerdung in den Zusammenhang mit der Herrschaftsübernahme durch die Schnabelburger stellen, muß festgehalten werden, daß die Stadt um die Mitte des 13.Jh. entstanden sein muß. Archäologische Beobachtungen scheinen dieses Bild derzeit zu bestätigen, da bislang noch keine Keramik des 12.Jh. geborgen werden konnte. Die Stadt wuchs offensichtlich nicht wild, sondern mit festgelegten Grenzen. Wann diese Grenzen "versteinerten", d.h. wann die Umwehrung gebaut wurde, läßt sich noch nicht klären. Sie bestand sicher schon am Anfang des 13.Jh.
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