3D-Computertomographie, Röntgen und Freilegung frühmittelalterlicher Grabfunde. Ein Methodenvergleich am Beispiel Lauchheim


Die Ausgrabungen großer frühmittelalterlicher Gräberfelder lassen die umfassende Auswertung zum Problem werden. Tausende von Funden unterschiedlicher Form und Erhaltung sowie verschiedenen Materials müssen vor der Bearbeitung und Publikation konserviert werden. Denn erst dann können die zeichnerische und fotografische Dokumentation erstellt und die archäologische Auswertung angefertigt werden. Bisherige Strategien stoßen angesichts der Materialfülle und -differenziertheit an ihre Grenzen und sind, angesichts der allgemein starken Belastungen der Denkmalpflegeämter, auf Dauer nicht mehr durchzuhalten. Nach alternativen Formen der Analyse muss deshalb gesucht werden, um sowohl die dauerhafte Bewahrung archäologischen Kulturguts auf Dauer zu gewährleisten als auch die detaillierte wissenschaftliche Auswertung zu ermöglichen.

Neue Wege sind bereits mit Röntgenaufnahmen ungereinigter Funde beschritten worden. Auf diese Weise können Metallobjekte im bergungsfrischen Zustand in ihrer äußeren Form dokumentiert werden, doch zeigen diese Aufnahmen lediglich ein zweidimensionales Bild. Die Computertomographie kann dagegen dreidimensionale Darstellungen liefern und außerdem Details vieler Gegenstände aus organischem Material sichtbar machen, wovon insbesondere die bislang vernachlässigte Kleidungsrekonstruktion vielfach profitieren wird (Abb.1). Denn auch wenn sich nicht alle organischen Bestandteile der Kleidung erhalten haben, lässt sich aus der dreidimensionalen Anordnung der erhaltenen (metallenen oder andere) Reste die "Konstruktion" indirekt erschließen (Abb.2).

Eine Pilotstudie soll an ausgewählten, im Block geborgenen Komplexen aus dem großen und modern ausgegrabenen Reihengräberfeld von Lauchheim die Möglichkeiten der 3D-Computertomographie untersuchen. Aus dem Methodenvergleich mit der Röntgenfotografie und der archäologischen Freilegung werden neue Analysestrategien entwickelt, die für vergleichbare Studien Vorbildcharakter beanspruchen können. So sollen Kriterien dafür erarbeitet werden, unter welchen prinzipiellen Bedingungen welche Verfahren (Röntgen) zur Dokumentation und Auswertung ausreichen bzw. wann auf bestimmte aufwändige Methoden wie die Tomographie oder gar die Freilegung nicht verzichtet werden kann.

Die gewonnenen Erfahrungen und Untersuchungsstrategien sollen anschließend in einem zu beantragenden Folgeprojekt am Gesamtbestand der Funde aus 1300 Gräbern von Lauchheim erstmals umfassend angewendet werden, weil dieser Friedhof im Zusammenhang mit der zugehörigen, vollständig ausgegrabenen Siedlung einmalige Forschungsergebnisse ermöglicht.


Ein Projekt am Landesamt für Denkmalpflege, Regierungspräsidium Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Förderung durch die DFG 2007-2008

Projektleitung:
Prof. Dr. Sebastian Brather, Freiburg
Prof. Dr. Dieter Planck, Esslingen

Mitarbeiter:
Dr. Susanne Brather-Walter
Christina Peek MA
Dipl.-Rest. Nicole Ebinger-Rist
Dipl.-Rest. Jörg Stelzner

technische Dienstleistungen:
Volume Graphics, Heidelberg


Carl Zeiss Industrielle Messtechnik GmbH, Oberkochen

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